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„EIN GUTES BILD KANN VON ALLEN SEITEN BESTEHEN.“

WILLI SPIESS

Vita Willi Spiess – Ein Leben für die Kunst

Von 1941 bis 1945 leistete er seinen Militärdienst als Funker bei der deutschen Wehrmacht ab. Nach Kriegsende zog Spiess wieder in seine Heimatstadt Homburg. Von 1958 bis 1962 unternahm Spiess mehrere Studienreisen nach Paris und verbrachte 1960 ein ganzes Jahr dort. 1965 unternahm er eine längere Studienreise nach Stuttgart. Danach hielt er sich zu Studienzwecken in Italien und in der Schweiz auf.

1972 siedelte er um nach Altstadt, wo er ein altes Bauernhaus erworben hatte. Er wohnte und arbeitete dort und baute das Nebengebäude eigenhändig zu der Kunstgalerie „Kunststall“ aus, in der er insbesondere jungen Künstlern eine Ausstellungsfläche bot. Die Galerie wird auch nach seinem Tod weiter betrieben.

1909

geboren in Homburg/Saar

1915–1916

Besuch der Grundschule, Homburg

1919–1920

Besuch der Volksschule, Homburg/Saar

1925–1935

Ausbildung zum Kaufmann sowie anschließende kaufmännische Tätigkeit und Lohnbuchhaltung

erste Gemälde in bürgerlich konservativer Manier

1936–1938

Studium an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe, bei Georg Siebert, Hermann Kupferschmid und Siegfried Czerny

1937

Studienreise nach München

1938–1941

Studium an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart, bei Hermann Mayrhofer und Anton Kolig

Studienreisen nach Frankreich, Italien und in die Schweiz

1941–1945

Militärdienst als Funker, Kriegsgefangenschaft

1945

Rückkehr nach Homburg/Saar

immer ausschließlichere Hinwendung zur abstrakten Malerei

1958–1963

mehrere Studienaufenthalte in Paris/FR

1960

ganzjähriger Aufenthalt in Paris/FR

1965

Studienaufenthalt in Stuttgart

1966

Nebentätigkeit als Zeichenlehrer

seit 1972

lebt und arbeitet in Kirkel-Altstadt

1979

Gründung der „Galerie Kunststall“ im Atelier in Kirkel-Altstadt

1997

gestorben in Kirkel-Altstadt

WILLI SPIESS UND DAS INFORMEL

Es fällt auf, dass sich Spiess während der Nachkriegsjahre in den unterschiedlichen Ausdrucksformen bewegte. Auch in den damals gängigen Stilrichtungen, wie Kubismus, Expressionismus, konstruktiven Abstraktionen bis hin zu seinem Hauptwerk dem Informel war er experimentierfreudig. Es kamen unterschiedliche Malgründe, Farben, Materialien wie Kämme, Bürsten u. ä zum Einsatz.
Über diesem Weg fand er die Verwirklichung für sein künstlerisches Konzept.
Sein Oeuvre reicht über Zeichnung, Ölmalerei, Gouache, Aquarell, Radierung, Objektkunst bis hin zu Glasmosaik. 

Chronologie der Ausstellungen
von Willi Spiess

1931 – Homburg, Gemeinsschaftsausstellung mit Homburger Künstlern

1950 – Saarlandmuseum Saarbrücken, Bund Bildender Künstler

1953 – Paris, „Ecole Française“, mit saarländischen Künstlern
1953
Darmstadt, Mathildenhöhe, Bund Bildender Künstler

1956 – Paris, Galerie R. Duncan, „Groupe de Peintres Rhénans et Saarois“

1957 – Lausanne, Galerie G. Kasper, „Neue Gruppe Saar“
1957 – Lausanne, Galerie Kasper, mit internationalen Künstlern

1958 – Saarland Museum, „Neue Gruppe Saar“
1958 – Ludwigshafen, Kulturhaus, „Neue Gruppe Saar“
1958 – Düsseldorf, „Gruppe Zero“

1959 – Saarbrücken, „Grafisches Kabinett“, „Neue Gruppe Saar“
1959 – Lausanne, Galerie G. Kasper, mit internationalen Künstlern
1959 – Stuttgart, Killesberg, mit deutschen Künstlern

1961 – Paris, Galerie R. Duncun, Einzelausstellung

1961 – Paris, Galerie R. Duncun, Erb/Spiess

1962 – Trier, Stadtmuseum Simeonstift, mit Trierer Künstlern
1962 – Paris, Galerie „Le Soleil dans la Tête“, Einzelausstellung
1962 – Paris, Galerie „Le Soleil dans la Tete“, mit internationalen Künstlern

1963 – Saarbrücken, „Grafisches Kabinett“, Einzelausstellung
1963 – Trier, Galerie „Palais Walderdorff“, Einzelausstellung
1963 – Kultusministerium Saarland, Saarländischer Künstlerbund

1968 – Trier, Galerie „Palais Walderdorff“, Einzelausstellung

1969 – Esslingen, mit dem Stuttgarter Künstlerbund
1969 – Kaiserslautern, Pfalzgalerie, mit saarländischen Künstlern

1969 – Saarbrücken, Moderne Galerie, Saarländischer Künstlerbund

1970 – Stuttgart, Kunstgebäude, Stuttgarter Künstlerbund

1971 – Homburg, Stadtmuseum, Einzelausstellung

1972 – Saarbrücken, Moderne Galerie, Saarländischer Künstlerbund

1973 – Saarbrücken, Galerie St. Johann, mit saarländischen Künstlern

1974 – Lyon, Bibliothek Goethe-Institut, Grafik-Ausstellung mit saarländischen Künstlern

1974 – Beirut, Grafik-Ausstellung deutscher Künstler

1975 – Saarbrücken, Moderne Galerie, mit saarländischen Künstlern    
1975 – Bonn, Landesmuseum, mit deutschen Künstlern

1976 – Homburg, Stadtmuseum, Einzelausstellung

1977 – Saarbrücken, Galerie Elitzer, Einzelausstellung

1979 – Kirkel-Altstadt, Galerie Kunststall, Gemeinschaftsausstellung Steilen, Kramer, Spiess

1986 – Kirkel, Arbeiterwohlfahrt, Gemeinschaftsausstellung mit Hans Schwender
1986 – Saarbrücken, Stadtgalerie, Saarländischer Künstlerbund

1987 – Homburg, Landratsamt, Einzelausstellung
1986 – Saarbrücken, Saarland-Museum, Landeskunstausstellung

1989 – Kirkel, Arbeiterwohlfahrt, Einzelausstellung
1989 – Neunkirchen, Bürgerhaus, Landeskunstausstellung

1990 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1991 – Saarbrücken, Saarland-Museum, Landeskunstausstellung
1991 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1992 – Kirkel-Altstadt, Galerie Kunststall, Einzelausstellung
1992 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1993 – Kirkel-Altstadt, Galerie Kunststall, Gemeinschaftsausstellung mit Leo Erb
1993 – Saarlouis, Museum Haus Ludwig, Landeskunstausstellung
1993 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1994 – La Baule, Gemeinschaftsausstellung mit Homburger Künstlern
1994 – Saarbrücken, Künstlerhaus, Retrospektive, Einzelausstellung
1994 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1995 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1996 – Homburg, Stadtmuseum, Jahresausstellung Homburger Künstler

1999 – Dillingen, im Alten Schloss, Einzelausstellung
1999 – Homburg, Städtische Galerie, Einzelausstellung

2003 – Saarlouis, Museum Haus Ludwig, „Neue Gruppe Saar“

2005 – Homburg, Kulturzentrum Saalbau, „Rückblicke - Ausblicke“, Hermann Remy / Willi Spiess

2007 – Zweibrücken, Karlskirche, Einzelausstellung Gedenkausstellung zum 10. Todestag

2007 – Gemeinschaftsausstellung, Homburger Ansichten von 1900–1950

2009 – Homburg, Kulturzentrum Saalbau, Einzelaustellung Gedenkausstellung zum 100. Geburtstag

2019 – Homburg, Kulturzentrum Saalbau, Einzelaustellung, 110. Geburtstag

2019 – Galerie Kunststall, Kirkel-Altstadt, Einzelausstellung

2019 – Galerie Kunststall, 40 Jahr-Feier, Gemeinschaftsausstellung mit Künstlern der Galerie

2023 – Galerie im Stadtarchiv, Ausstellung Homburger Künstler, Gemeinschaftsausstellung

2023 – KUBA Saarbrücken, Einzelausstellung, Arbeiten aus den Jahren 1950–1960

WILLI SPIESS’ WERK

Spiess Malerei wurde in den Anfangsjahren stark durch den Kokoschka-Schüler Kolik, der an der Staatlichen Akademie Stuttgart lehrte, beeinflusst. Max Beckmann, Otto Dix und Paul Klee zählten zu seinen Vorbildern. Diese, im Dritten Reich als „Entartete Kunst“ gebrandmarkte Malerei, konnte er nicht öffentlich zeigen. So malte er in den 1930er- und 1940er-Jahren eher konventionell und hielt sich mit Porträtmalerei und Landschaftsbildern über Wasser. Bis in die 50er Jahre schuf er Bilder fast aller Stilrichtungen, von naturalistisch-realistischen Arbeiten bis hin zu modern-abstrakten, kubistischen Formen. Künstlerisch einschneidend war für Spiess sein Aufenthalt in Paris, den er selbst als seine „… künstlerisch wertvollste und kreativste Phase …“ bezeichnete.

 

Im weiteren Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung verlegte sich Spiess mehr und mehr auf die Formen der Abstraktion, insbesondere der informellen Kunst, zu deren Hauptvertreter im süddeutschen Raum er zählte. Willi Spiess kehrte auch in späteren Jahren immer wieder zum gegenständlichen Zeichnen und Malen zurück, um sich, wie er selbst sagte „... seiner erlernten Fähigkeiten ...“ zu vergewissern.

Spiess beherrschte viele künstlerischen Techniken, sowohl Malerei und Radierung als auch die Halbplastik mit teilweise monumentalen Metallbildern oder das Mosaik. Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich im Öffentlichen Raum, insbesondere im Umfeld seiner Heimatstadt Homburg. Willi Spiess, der schon seit Ende der 1970er Jahre sehr zurückgezogen lebte, hinterließ ein umfangreiches Werk, dass er kaum noch der Öffentlichkeit präsentierte.

Es fällt auf, dass sich Spiess während der Nachkriegsjahre in den unterschiedlichen Ausdrucksformen
bewegte. Auch in den damals gängigen Stilrichtungen wie Kubismus, Expressionismus, konstruktiven Abstraktionen war er experimentierfreudig.
Es kamen unterschiedliche Malgründe, Farben, Materialien wie Kämme, Bürsten u. ä. zum Einsatz.
Über diesem Weg fand er die Verwirklichung für sein künstlerisches Konzept. Sein Oeuvre reicht über Zeichnung, Ölmalerei, Gouache, Aquarell, Radierung, Objektkunst bis zu Glasmosaik.

Malerei

Grafik

Mosaik

Objekt & Emaille

Gouache & Aquarell

Zeichnungen

Das sagen Kunstkritiker über Willi Spiess

WILLI SPIESS – Ein Vorreiter des Informel im Saarland

Die Galerie im KuBa würdigt in einer umfänglichen Werkschau das künstlerische Wirken des 1997 verstorbenen Malers und Objekt­künstlers Willi Spiess. Der ge­bürtige Homburger zählt zu den eher stillen Künstlerpersönlichkeiten unserer Region. Willi Spiess, geboren 1909, nahm nach einer kaufmännischen Lehre 1936 ein künstlerisches Studium in Karlsruhe auf und wechselte 1938 an die Kunstakademie Stuttgart. Von 1941 bis 1945 leistete Spiess seinen Wehrdienst als Funker in Frankreich und Russland, kehrte nach Kriegsende in seine Heimat­stadt Homburg zurück und nahm hier wieder seine künstlerische Ar­beit auf. Er wurde Mitglied im Saar­ländischen Künstlerbund und war im Jahr 1957 Mitbegründer der Neuen Gruppe Saar. Studienaufenthalte in Paris In den Jahren 1958 bis 1963 nahm Willi Spiess zentrale Impulse für seine künstlerische Entwicklung wäh­rend seiner Studienaufenthalte in Paris auf. Die zu Beginn konven­tionellen, aus der Studienzeit her motivierten Kompositionen finden durch den kulturpolitischen Ein­fluss der französischen Administra­tion im Saarland zu einer zunächst kubistisch orientierten Dekonstruk- tion und erschließen zugleich eine für die damalige Zeit große Freiheit der gestischen Form. Diese Entwicklung intensiviert sich ab dem Ende der 1950er-Jahre und führt zu ungegenständlichen Bild­findungen, die den stilistischen Tendenzen informeller Malerei ent­sprechen. Im Gegensatz zu anderen Protagonisten der damaligen Kunst­szene, die sich weiterhin im Kon­text des französischen Avantgarde­kubismus bewegen, entwickelt sich Willi Spiess zu einem Vorreiter des Informel in unserer Region. Unabhängige künstlerische Haltung Dabei entfaltet er in der gestischen Physiognomie seiner Malerei eine künstlerische Haltung von großer Unabhängigkeit, die sich nicht an den zeitkonformen Konventionen des Kunstbetriebs orientiert, son­dern vielmehr suggestive bildne­rische Systeme mit primär maleri­schem Strukturverständnis ohne jegliche symbolische Funktion oder wirklichkeitsgebundenen Ab-bildungsanspruch formuliert. Die überbordende Experimentier­freude und die permanente Suche nach der jeweils gültigen künstleri­schen Ausdrucksform erschweren die eindeutige stilistische Zuwei­sung des Gesamtoeuvres, eröffnen zugleich jedoch einen reichhaltigen Pluralismus der bildlichen Gestal­tungsmöglichkeiten. Willi Spiess, dessen Ausstellungs­aktivitäten insgesamt eher zurück­haltend waren, übte ab 1966 eine Nebentätigkeit als Zeichenlehrer aus und realisierte neben seiner Atelierarbeit auch Kunstprojekte im öffentlichen Raum. 1972 erwarb er ein altes Bauernhaus in Kirkel-Alt­stadt, wo er sein Atelier einrichtete und die Galerie Kunststall betrieb. Die Ausstellung in der Galerie im KuBa stellt ein exemplarisches Kon­zentrat der Werkphasen aus den Jahren 1950 bis 1970 vor und gibt damit einen Einblick in das Schaf­fen eines der bedeutenden und zugleich weitgehend unbekann-ten abstrakten Malers im südwest­deutschen Raum. Gezeigt werden auch kaum bekannte Werke aus der Kunstsammlung des Saarlandes sowie zum Teil bisher noch nie öffentlich präsentierte Arbeiten aus dem Künstlernachlass.

Erneut bittet SPIESS zum Wirbel über die Malfläche

Vom Gegenstand zur Abstraktion: Willi Spiess in der Kirkeler Galerie Kunststall Richtig frech geht er jetzt mit den Farben um. Setzt spontan und gelöst grell blaue, rote und grüne Flecken nebeneinander und überzieht zum Schluß das großformatig in pastosem Relief gemalte Bild mit farblo­sem Lack, daß es nur so glänzt. Ein ganz neuer Willi Spiess, der da neben den Futter­trögen der Galerie Kunststall in Kirkel-Alt­stadt sein Lebenswerk ausbreitet? Aber nein, der 83jährige muß ja nur zu­rückgreifen auf frühere Entwicklungen in seiner Malerei. Auf die wilden Jahre zum Beispiel, als schon einmal seine informel­len Strukturen an tachistischer Heftigkeit zugenommen hatten und impulsive For­men durch die Bilder tanzten. Erneut bittet er nun zum Wirbel über die Malfläche, tritt zurück und sieht, daß es „insgesamt stimmt“. So muß es sein, sagt er. Und wo er bei einer Arbeit aus den 50er Jahren heute glaubt, daß da ein bißchen was fehlt, geht er nochmal dran, verbessert, höht mit ein paar weißen Strichen — bis auch dieses Bild nun endlich „sitzt“. Die ungestüme Malweise wurde dem ru­higen Mann nicht gerade in die Wiege ge­legt. Wie diese Ausstellung auch zeigt, war zu seiner Studienzeit in Karlsruhe und Stuttgart eher „akademisch altdeutsch“ ge­fordert. Nach Krieg und Gefangenschaft, nach Fingerübungen in Porträt und Land­schaft kam dann aber mit Macht die Begeg­nung mit der Moderne. Die fand natürlich auch er vor allem in Frankreich. Zwischen all der Bewegtheit immer wieder ganz ruhige Blätter Am Anfang des Weges zur gegenstands­freien Gestaltung stehen feste, farbig ge­splittete Flächengefüge im Geiste kubisti­scher Organisation. Mehr und mehr aber wandte sich der Maler aus Homburg freie­rem Formenspiel zu, fand mit kräftig be­wegter Liniendynamik und schwingenden Kammzug-Kurven, mit ineinander versin­kenden Farbklängen zu seiner eigenen Handschrift und entwickelte sich zu einem sicher arbeitenden Radierer. Zwischen all der Bewegtheit tauchen im­mer wieder ganz ruhige Bilder auf, Blätter mit sparsamen, stillen Spuren. Eine Zeitlang dienten düstere Gitter als Kompositionsgerüst, und vor einigen Jahren stan­den Materialcollagen und objets trouvés im Vordergrund. Gefühlsgeleitet und fast traumwandlerisch erscheint, wie Willi Spiess seinen Weg der freien Abstraktion immer aufs neue fortsetzt. Das überzeugt. Auch wenn gelegentlich die Übermacht zeitgenössischer Moden spürbar wird, ent­stehen Markzeichen einer freien, selbstbe­wußten Kunst: „Der rote Punkt“ zum Bei­spiel, der als helle Scheibe vor kalkulierten Kurvenschwüngen leuchtet, wirkt wie eine Inkunabel der 50er Jahre. Wolfgang Koch

Das Werk von SPIESS besticht besonders durch die ernste Würde, die es beseelt.

Das Werk von SPIESS besticht besonders durch die ernste Würde, die es beseelt. Es handelt sich um eine tragische Kunst: Durch die Wahl der Themen (Instrumente, Maschinen, Konstruktionen, die an die Gefängnisse von Piranese erinnern), durch den weiten Umfang, in dem diese Motive behandelt (die kleinen Formate selbst suggerieren unendliche unterirdische oder himmliche Räume), durch den phantastischen Aspekt dieser Illustra­tionen und durch diese Art, dennoch immer die Gegenwart des Menschen in ihrer aller Mitte ins Bewußtsein zu rufen. Dieses Werk ist tragisch in dem Sinne selbst, in dem es Nietzsche versteht, durch die Art, in der sich darin dyonisische Inspiration und Vernunft vereinen. Die Kunst von Spiess liegt in der Fähigkeit, das lebhafte Bewußtsein von den Ungeheuern, die die Menschheit bedrohen, auszugleichen mit der Kraft, die der Mensch bewahrt, um über diese Gefahren zu triumphieren. Der Künstler selbst ist unvergleichlich. Der Ehrgeiz seines Unterfangens hat seine Themen weder schwerfällig gemacht, noch lastet er auf seinen Aus-drucksmitteln. Der Mensch bleibt einfach wie sein Werk. Die Linienführung paßt sich dem großen Talent der deutschen Maler an: klarer, sparsamer Entwurf, wenn es sein muß mächtig und furchterregend, bemerkenswert be­sonders durch den Reichtum und die außerordentliche Vielfalt der Grau- und Brauntöne, auf die es sich stützt. Die Eleganz der Formen, Ihr sehr mächtiger Rhythmus, der Eindruck von Reife, der aus der ganzen Ausstel­lung spricht, können nicht verfehlen, diejenigen zu beeindrucken, die zum ersten Mal mit diesem großen Künstler in Kontakt kommen. J. CHASSEPOT, Paris 1968

WILLI SPIESS und Saarländische Künstler im Pariser Palais des Beaux Art

Zum ersten Male stellen saarländische Künstler in einer geschlossenen Gruppe in einer offiziellen französischen Kunstausstellung aus. Unter den 15 Ab­teilungen der „Société de l’Ecole Française“ hat das Saarland seine eigene Sektion. Die Initiative ging von Reni-Mel aus, dem Ausstellungskommissar und Hauptorganisator der Ecole Française, der überdies mit einem wohlgelungenen Porträt von Frau Aenne Becker, der Gattin des verstorbenen saarländischen Malers Helmut Becker, vertreten ist. Durch ihn wurde auf Grund des französisch-saarländischen Kulturabkommens eine offizielle Einladung an die saarländische Gesandtschaft in Paris gerichtet; die Ausstellung kam dann durch die enge Zusammen­arbeit der Organisatoren mit Minister Dr. Straus, dem saarländischen Gesandten in Paris, und Kultur­attaché Greiber zustande. 42 Werke von 21 saarländischen Malern, Bild­hauern und Graphikern geben in ihrer Gesamtheit einen guten Eindruck des saarländischen Kunst­lebens. An der Spitze der abstrakten Richtung finden wir den in Paris längst bekannten Boris Kleint, dann Steilen, Spiess, Mertz und Clüsserath. Die Bildhauer Zewe, Siegle, Wilhelm und Schneider verdienen besondere Beachtung. Zolnhofer ist mit einem neuen ausgezeichneten Porträt eines „Grubenarbeiters“ vertreten. Gerne feierten wir hier Wiedersehen mit Jens und seinen surrealisti­schen „Eulen“, mit Frank, Kossow und Schuler, die wir erst vor kurzem in der Galerie d’Art Vivant begrüßt hatten. Großen Erfolg erntete ein „Tiefsee­fisch“ von Grünewald. Martha Traut wirkte durch ihre Farben und ihre figürliche Malerei. Mit zwei „Stilleben“ ist der im Vorjahre verstorbene Helmut Becker sehr gut vertreten. Geschätzt wird auch Barrois „Landschaft“, sauber, klar und individuell. Berberich tut sich als feiner Farbenmaler hervor. Unter den Graphikern fiel ein äußerst ausdrucks­voller Porträtkopf in sehr gewählten Farben von Lackenmacher auf. Unter den Vertretern der ganz jungen Generation wären Hoffmann, ein recht viel­ versprechender Schüler von Boris Kleint, und Schneider zu zitieren. Es kann nicht genug betont werden, welche hohe Bedeutung dieser ersten offiziellen Ausstellung saarländischer Künstler zukommt. Claude Francois, Paris 1953

SPIESS ist ein authentischer Maler auf der Suche nach einer vollendeten Form.

WILLI SPIESS und seine Werke habe ich vor einigen Jahren in einer Aus­stellung in der Rue de Seine kennen gelernt. Der Maler und seine Bilder haben damals einen guten Eindruck auf mich gemacht, und dieser Eindruck wurde bei späteren Kontakten erneuert und bestätigt. WILLI SPIESS ist zweifellos ein authentischer Maler auf der Suche nach einer vollendeten Form. Seine Bilder zeugen von gedanklicher Tiefe, wie wir sie bei manchen deutschen Malern finden, aber auch von strahlendem Phantasiereichtum wie bei den Franzosen. Das ist nicht erstaunlich, da dieser Künstler doch Saarländer ist. Die Grenzgebiete zwischen den großen Kulturen waren schon immer die fruchtbarsten für das Kunstpatrimonium der Menschen. WILLI SPIESS ist zweifellos einer von den Malern, die den Weg zu der kommenden europäischen Malerei bahnen und festlegen, und so ist er ein Maler, dem wir unsere wohlwollende Aufmerksamkeit schulden. Er ist – im besten Sinne des Wortes – ein Maler der Avantgarde einer neuen Welt. Paris, im September 1968 W. H. SCHENK-LOCRET

WILLI SPIESS – Die geheime Ordnung der Frostaufbrüche

Saarbrücken: Retrospektive des Malers Willi Spiess im Saarländischen Künstlerhaus Der alte Lehrsatz, dass sich das Chaos nur darstellen lasse, indem man es ordnet, mag für aktuelle Kunstströmungen nicht unbe­dingt mehr zutreffen. Hier jedoch, in dieser Ausstellung des Saarländischen Künstler­hauses in Saarbrücken, gilt die Regel noch. Immer wieder in letzter Zeit waren Neue­rungen im Werk des Malers Willi Spiess zu beobachten, waren seine Bilder in Gemeinschaftsausstellungen zu finden. Erst­mals ist nun wieder eine Retrospektive des Künstlers aus dem Saarpfalzkreis außer­halb seines engeren Wirkungsfeldes zu se­hen. Ordnung ist für Willi Spiess wohl nur das halbe Leben. Er sucht sie zwar all­überall – und liebt wahrscheinlich auch die Unordnung und ihren spontanen Elan. Sucht sie im Bild, in der Natur und in halb­ natürlichen Strukturen, wie in Frostaufbrüchen und witterungsbedingten Rissen in der Decke eines Wirtschaftsweges. Schafft so im Spazierengehen mit Kreidestrich-Rahmen den passenden Ausschnitt und signiert ein „Definiertes Asphaltbild“ auf der Straße. Er reißt sozusagen die Kirnst aus der Natur. So arrangiert er auch in den Material­bildern aus den 70er Jahren wie zufällig allerlei reizvolles Gerümpel, das er beim Umbau seines Bauernhofes in Kirkel-Alt­stadt ans Licht zog. Ganz regelmäßig ver­sammelt er dann ausgedrückte Farbtuben zum rechtwinkligen Relief oder alte, heute schon museumsreife Isolatoren zum Kreuz auf striktem Kreis-Raster. Der kleine Punkt Dazwischen erlebt man auch hier wieder kleine Überraschungen, mit denen Willi Spiess stets aufwartet, wenn er in seinem schier unerschöpflich scheinenden Fundus kramt. Eine kleine Gouache auf Packpapier zum Beispiel aus dem Jahr 1956, eines der selteneren konstruktiven Bilder in diesem Werk. Kompositionssicher ordnete er da schwarze Balken und Kurven zum festen Gerüst und setzt mit einem einzigen klei­nen Punkt den zielsicheren Akzent. Ge­genpole sind etwa die 1970 mit blauweißem Lack auf eine Zeitungsseite gesprenkelte Zeichnung mit lockerem Fleckenmuster oder die Zitter-Gitter-Struktur von 1960 mit zarten farbigen Tropfspuren. Davor Stationen dieses Lebenswerks, dessen innere Konsequenz und Stilsicher­heit auch hier deutlich werden. Am Anfang stehen Selbst- und Familienbildnisse aus der Zeit unmittelbar nach dem Krieg. Dann die großen, düsteren Gemälde aus den 50er Jahren mit ihren nervösen, kleinteiligen und gestisch heftigen Bildräumen, die sich über den Rahmen ausdehnen wollen. Zu­ dem die grafisch überzeugenden Zeich­nungen in Schwarzweiß mit mechanisch hergestellten Frottage- und Bürstenwisch-Teilen, die über die saubere Komposition hinaus so ungemein plastisch wirken. Am Ende stehen die neuen Bilder des 85jährigen, von unbefangener Farbfreude, gelegentlich mit reliefartig dickem Farb­auftrag und voll jugendliche ungestümen Impuls. Mit Zarathustra gesprochen: „Man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ Wolfgang Koch

MEIN ONKEL

In „Mein Onkel“ kreist Jakob Stein um den Sonderling innerhalb der Familie, Willi Spiess. Stein setzt sich in die Jahre zurück, in denen ihm das Schaffen und Wirken seines Onkels fast völlig unbekannt war. Schritt für Schritt nähert er sich der Person Willi Spiess und seinem Werk an, das er zunächst fremd und aus der Distanz wahrnimmt. Eine stärkere Auseinandersetzung mit den Gemälden und Objekten des Onkels führen zu Gedankenspiele, Erinnerungen, Imaginationen und persönlichen Interpretationen – eine Hommage an einen großen Künstler.

Das Buch ist eine Mischung aus Bildband und Erzählung, die miteinander korrespondierend gesetzt sind. Der Leser erfährt vieles aus dem Leben und lernt gleichzeitig die enorme Bandbreite im Schaffen des Künstlers kennen.

Jakob Stein, Mein Onkel. 72 Seiten im Format 22 x 22 cm, Hardcover, B3 Verlag Frankfurt am Main, ca. 34 Abb., ISBN 978-3-943758-66-5, 19,90 €.
Sonderausgabe im Schuber, mit Grafik: 78,– € (in der Galerie Kunststall erhältlich)

 

WERKE VON WILLI SPIESS ZUM KAUF

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